Als wir am 23. Juni 2001 zu viert im Mainzer Dom die Priesterweihe empfingen, lag die Kardinalserhebung unseres Bischofs durch Papst Johannes Paul II. erst wenige Wochen zurück. Das ganze Bistum war weiterhin in Feierlaune, und der Anblick unseres Bischofs „in rot“ noch neu und ungewohnt. Wie in manchen Predigten aus diesen bewegten Tagen hat der Kardinal auch in seiner Ansprache bei unserer Weihe daran erinnert, dass das Entscheidende für alle Getauften bis hin zum Kardinal darin bestehe, im Evangelium ein alltagstaugliches Lebensprogramm zu sehen, das trägt und erfüllt. Diese Herausforderung verbinde alle in der Kirche, in
jedem Lebensstand, jedem Dienst und in jedem Beruf. In aller menschlichen Unzulänglichkeit dürfe man es so wagen, zu einem Weg ja zu sagen, den man noch nicht kenne; weil Gott schon vorher zu uns ja gesagt habe. Auch heute als Gemeindepfarrer fällt mir im mitunter bewegten Alltag dieser Gedanke aus unserem Weihegottesdienst immer wieder ein. Eine bessere Antwort auf die Frage, was Priester-Sein heute ausmacht, muss ich nicht suchen: möglichst uneitel, aber auch möglichst bewusst die Taufe zu leben.
Pfarrer Stefan Wanske, Friedberg, geweiht 2001