Was Priestersein für mich heute ausmacht? Zwei Punkte vielleicht: Ich kann nur so Priester sein, wie ich glaube: in einer großen Freiheit, in der Gott nie einfach nur selbstverständlich war und in einer starken Führung durch das, was ich als katholisch prägend und geistlich berührend erlebte. Wenn Glaube so etwas ist wie eine Liebesgeschichte mit Gott, dann braucht sie diese Freiheit – und als Priester will ich Freiräume des Glaubens eröffnen. Zum anderen aber braucht Glaube die Verbindlichkeit, die mir von außen zugesprochen ist.
Und das ist der zweite Punkt: Glaube, der nicht einfach nur eine Wellness-Illusion ist, ist mir immer vorgegeben. Als Priester stehe ich für eine Glaubensgeschichte der Kirche, die mich einbindet in eine Ge- meinschaft mit vielen – und vor allen in eine Gemeinschaft mit Gott. Ich tue Dinge, die ich selbst gar nicht kann – und stehe so für die Möglichkeiten Gottes, die unsere menschlichen Möglichkeiten übersteigen. Freiheit und Verbindlichkeit – damit Gott einbrechen kann in unser Leben.
Pfarrer Kai Hüsemann, Darmstadt-Eberstadt, geweiht 2006